Kressegarten

Installation

Jahr: 2015
Format: 150 x 150 x 5 cm
Technik: Pflanzsubstrat, Watte, Gartenkresse-Samen, Wachstumslampe, Lampenschirm, Kabel, Zeitschaltuhr

Kressegarten | 2015 | Helmut Mühlbacher
Kressegarten | 2015 | Helmut Mühlbacher

KRESSEGARTEN | 2015 | Video: Wolfgang Spring | 05:40 Min.

Kunstgriff ! Natur als Konstruktion

Eröffnungsrede von Judith Bader zur Ausstellung „Kunstgriff ! Natur als Konstruktion“ in der Städtischen Galerie Traunstein 2015.
Mit Arbeiten von Judith Egger, Karl-Heinz Einberger, Alessia von Mallinckrodt, Mizuho Matsunaga, Helmut Mühlbacher, Elisabeth von Samsonow und Eva Elisabeth Wallner.

Meine Damen und Herren,

der Titel der Ausstellung „Kunstgriff ! Natur als Konstruktion“ verdeutlicht bereits die Grundannahme der Ausstellung: es gibt in unserer Wirklichkeit sehr, sehr unterschiedliche Erklärungsmodelle und Definitionen für die Natur, naturwissenschaftliche, philosophische, religiöse, weltanschauliche und geistesgeschichtliche Herangehensweisen und Perspektiven, deren Systeme und Diskurse nach jeweils unterschiedlichen Gesetzen, Ordnungen und Regeln verlaufen. Eine Vielzahl dieser unterschiedlichen Ansätze wird in unserer Ausstellung sichtbar gemacht, nicht gegeneinander ausgespielt als richtig oder falsch, sondern in ihrer Differenz nebeneinandergestellt. Die alle Arbeiten verbindende Gemeinsamkeit ist dabei, dass die Vorstellung, die sich Menschen von der Natur machen, eine von den Menschen erdachte Konstruktion ist, die dazu beitragen soll, sich die Vorgänge in der Welt zu erklären und transparent zu machen. Der Mensch ist es, wir sind es, die im Zentrum der Ausstellung stehen, wenn auch der Mensch als Motiv völlig in den Hintergrund rückt.

Begleiten Sie mich jetzt bei einem Ausstellungsrundgang, der Ihnen die einzelnen Künstler und ihre Kunstwerke kurz vorstellen wird.

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Helmut Mühlbacher, Jahrgang 1968, wurde in Traunstein geboren und, nach Jahren der Ausbildung zum Landschaftsarchitekten und zum konzeptionell arbeitenden Bildhauer an der Akademie der bildenden Künste in München, ist er mittlerweile zu einer prägenden und die lokale Kunstszene ungemein bereichernden und belebenden Figur geworden. „Mein Interesse gilt insbesondere einer intensiven Auseinandersetzung mit räumlichen Situationen und der Entwicklung von Arbeiten für einen spezifischen Ort, wobei ich mich sehr intensiv mit dem Spannungsfeld des „Natürlichen“ und „Künstlichen“ auseinandersetze“ sagt er selbst über seine künstlerischen Intentionen, und so zeigen wir hier, neben den Holzstapeln, zwei Arbeiten von ihm, die als programmatisch gelten dürfen.

Die Installation „natürlich künstlich“ war im letzten Jahr im Rahmen der Reihe „Kunst im Park“ bereits am Wochinger Spitz zu sehen, dort war es das Gras, das sich über einen Zeitraum von drei Monaten hinweg einen Weg ans Licht durch die auf einer Stahlplatte eingefrästen Schriftzüge gesucht hat.

Hier im Innenraum, auf Parkettboden platziert, verändert sich die Konzeption für das Werk und es verändert sich ihr Aussehen: anstatt des Grases ist es nun die durch den Künstler selbst angesäte Kresse, die lebendiges Wachstum in diese Ausstellung bringt, und uns neu über den Gegensatz von natürlich und künstlich nachdenken lässt. Wenn die Kresse – gleich jetzt im Anschluss – geerntet wird, soll nachgesät werden und der Wachstumsprozess beginnt von vorne. Geplant ist dieser für die Natur ja so kennzeichnende Prozess des Werdens und Vergehens über die gesamte Ausstellungszeit hinweg, so dass der Besucher zu unterschiedlichen Zeiten, unterschiedliche Zustände der Installation erleben kann.

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Die für die Ausstellung „Kunstgriff ! Natur als Konstruktion“ eingeladenen sieben Künstler reihen sich ein in die Reihe derer, die durch die Zeiten hindurch nach den Signaturen auf der Oberfläche gesucht haben, welche auf einen verborgenen Zusammenhang hinweisen könnten, auf unsichtbare Abhängigkeiten und Verwandtschaften aufmerksam machen. Kunst, gute Kunst, ist niemals die bloße Illustration von theoretischen Axiomen oder gedanklichen Statements. Denn die Kunst spricht uns auf verschiedenen Wahrnehmungsebenen an, sie fordert unseren Kopf, unser Herz und unsere Sinne heraus und beschenkt uns mit Wahrnehmungserlebnissen, die uns die Welt und die Wirklichkeit, in der wir leben, anders empfinden, anders denken und anders sehen lässt. „Was hält die Welt im Innersten zusammen?“ könnte als Leitmotiv für unsere Ausstellung gelten und ich bin sicher, dass heute genügend Stoff für anregende Gespräche geboten ist.

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Helmut Mühlbacher
Triftweg 14a
83278 Traunstein
Tel.: 0173 / 805 99 51
helmutmuehlbacher@gmx.de