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Objekt / Installation

Jahr: 2012
Format: 172 x 68 x 45 cm
Technik: 167 leere Inkjet Druckerpatronen, Perlonschnur, 4 Faltkartons, Druckerpapier, Text

Network | 2012 | Helmut Mühlbacher
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» … darum gilt es, möglichst viel aus der verfügbaren Lebenszeit zu machen, möglichst viel Zeit zu sparen, zu nutzen, zu akkumulieren. Das Leben ist zum Wettlauf geworden, zur Hatz nach der besten Option. Vor allem verändert sich der Charakter der Arbeit: Dem vorindustriellen Handwerker wie Künstler ging es, ebenso wie ihrem Auftraggeber, um die Erstellung eines bestimmten Gegenstandes oder Werkes. Mit seiner Fertigstellung war die Arbeit beendet, und für das fertige Stück gab es Geld. In der industriellen Produktion geht es dagegen schon lange nicht mehr nur um die Herstellung von Produkten und um Arbeit als Mittel zur Erreichung dieses Zwecks, sondern um ein System, in dem unablässig gearbeitet werden muss, um eine unendliche Menge von Produkten herzustellen. Das schöpft Mehrwert und damit investives Kapital, das sofort wieder in die Verbesserung der Produktion oder Erweiterung der Produktpalette gesteckt wird, um den Unendlichkeitshorizont noch weiter hinauszuschieben. Nichts ist jemals fertig, die Arbeit hört niemals auf. Das nächste Update wartet schon. Hier liegt die Wurzel nicht nur des grenzenlosen Wachstumsglaubens, sondern auch der Vorstellung eines niemals fertigen, eines immer wachsenden Menschen. Das Wachstum als Wert ist längst in unsere Mentalität eingegangen.

Das Ergebnis ist die erstaunliche Verwandlung von Substanziellem in bloße Durchlaufzustände: Jeder Herstellungsvorgang ist nur der Vorläufer des nächsten, jedes Produkt der Vorgänger des folgenden, jeder Arbeitsgang nur der vorläufige Akt in einer unendlichen Kette von Wiederholungen. Und exakt so geht Arbeit in die ökonomische Theorie ein: als eine in sich unbegrenzte endlose Tätigkeit, die kein Ziel an sich hat, sondern der unablässigen Schöpfung von Wert dient – und das ist die irdische Unendlichkeit. So wie die Arbeit unaufhörlich wird, so wird jeder Augenblick im Leben, jede Stufe im Lebenslauf, jeder Euro auf dem Konto lediglich zur Vorstufe jedes nächsten Abschnitts (…) und jede Stufe einer Biografie ist immer nur Vorstufe eines Selbst, das irgendetwas nächstes zu erreichen hat. So wird das Leben zur permanenten Bringschuld.

Eine Wirtschaft ohne Wachstum ist das exakte Gegenteil davon, daher gänzlich undenkbar (…) und wer sich persönlich nicht ständig weiterentwickelt, der gilt eben als „stehen geblieben“. (…) Wir existieren in einer Kultur des permanenten Vorspiels für ein fiktives nächstes Stadium. Den Sinn dazu liefert Konsum … «

Quelle: Harald Welzer, in: SZ-Magazin Nr. 50 vom 16.12.2011

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Helmut Mühlbacher
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